Skip to main content

Ratgeber Kinderwagen

Mobilität für Reha-Kinder & Eltern

Familien sind wie kleine Unternehmen: Das Zeitmanagement ist eine Herausforderung im hektischen Alltag – gemeinsame Unternehmungen bleiben da oft auf der Strecke. Wie wichtig und kostbar gerade die gemeinsame Familienzeit ist, weiß ich als Vater von zwei Kindern nur zu gut.

Als Pionier in Deutschland haben wir vor über 50 Jahren damit begonnen, behinderte Kinder mit speziellen Reha-Kinderwagen zu versorgen, um den Kindern und ihren Familien die Teilhabe am Alltag zu erleichtern. Seitdem hat sich viel verändert – aus den klobigen Rohrgestellen sind schicke Kinderwagen geworden, die besondere Kinder und ihre Eltern im oft anstrengenden Alltag begleiten.

Die Auswahl ist groß, doch in diesem Ratgeber stellen wir Ihnen die wesentlichen Informationen bereit, damit Sie „Ihren“ Reha-Kinderwagen besser finden können.

Wann & warum braucht mein Kind einen Reha-Kinderwagen?

Nicht jedes Kind mit Handicap benötigt auf den ersten Blick einen speziellen Reha-Kinderwagen. Entscheidend ist, ob mit diesem Reha-Kinderwagen die Teilhabe am Leben und das Miteinander gefördert werden kann.

Kinder mit einem Handicap können ganz häufig nicht problemlos in handelsüblichen Kinderwagen transportiert werden. Diese Kinderwagen bieten zu wenig Unterstützung, sodass das Kind im Kinderwagen „hängt“ und nicht stabil und sicher darin sitzen oder liegen kann. Durch die Posi- tionierungshilfen eines Reha-Kinderwagens wie Pelotten, Kopfstütze, hoher Rücken oder Oberkörpergurte, bekommt das Kind Unterstützung und Halt beim aufrechten Sitzen. Haltungsschäden werden so schon früh vermieden und eine therapeutisch korrekte Sitzposition kann eingestellt werden.

Erster Kontakt mit Hilfsmitteln

Ganz häufig ist der Reha-Wagen oder Reha-Buggy eines der ersten Hilfsmittel überhaupt, auch wenn die eigentliche Diagnose noch gar nicht gestellt oder unklar ist. Daher sind viele Eltern mit dem Thema Hilfsmittelversorgung noch wenig vertraut. Kinderarzt und Sanitätsfachhandel vor Ort helfen bei der Auswahl und Versorgung mit dem passenden Hilfsmittel.

Kinder mit besonderen Bedürfnissen

Manche Kinder müssen aufgrund ihrer Behinderung, z.B. Spinale Muskelatrophie (SMA), vorwiegend oder zeitweise liegend transportiert werden. Für größere Kinder bieten handelsübliche Kinderwagen diese Möglichkeit nicht mehr. Hier kommt ein Reha-Kinderwagen zum Einsatz, bei dem der Sitz in eine Liegefläche umgewandelt werden kann. Auf einer speziellen Ablageplatte unter dem Sitz können auch medizinische Geräte wie z.B. eine Sauerstoffflasche oder ein Absauggerät mitgenommen werden.

Größere Kinder

Auch für größere Kinder wird ein Reha-Kinderwagen genutzt, wenn das Kind einen Rollstuhl nicht selbstständig fahren kann oder bereits zu groß für einen Standard-Kinder- wagen ist. Selbst Kinder, die trotz Behinderung – z.B. Cerebralparese mit geistiger Behinderung – eigenständig kürzere Stecken Laufen können, benötigen zum Ausruhen oder als Rückzugsmöglichkeit noch einen Reha-Buggy. Dieser bietet z.B. eine leichte Liegeposition zum Ausruhen oder ein Verdeck als Abschirmung vor Umweltreizen.

So gewinnnen alle

Nicht zuletzt fördert der „richtige“ Reha-Wagen oder -Buggy die Interaktion mit Familie und Freunden und damit die Teilhabe am Alltag – ein Stück Lebensqualität für Kind und Eltern.

Daniel Feick – Medizinprodukte-Berater und Reha-Trainer DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund)

Das Recht auf Teilhabe

„Immer wieder ist von dem Recht auf „Teilhabe“ die Rede, also dem „Einbezogensein in eine Lebenssituation“.

Für Menschen mit Behinderungen besteht sogar ein gesetzlicher Anspruch auf Teilhabe im SGB IX und damit auch auf Hilfsmittel wie Gehtrainer. Denn diese fördern die Selbstbestimmung und das gleichberechtigte Miteinander am gesellschaftlichen Leben. Diese aktive Teilhabe ist ein wichtiger Baustein in der kindlichen Entwicklung.“

Weitere wichtige und spannende Infos zum Thema ,,Teilhabe" finden Sie auch in unserem Kinder-Reha Podcast


Besondere Kinderwagen für besondere Kinder

Was unterscheidet eigentlich einen Reha-Kinderwagen von einem Standard-Kinderwagen?

Reha-Wagen sind speziell für Kinder mit Handicaps entwickelt. Sie sollen den Bedürfnissen von Kindern mit unterschiedlichsten Behinderungen (körperlich und manchmal auch geistig) gerecht werden. Der Reha-Wagen unterscheidet sich daher in seinen Funktionen, der Be- lastbarkeit und teilweise auch ein wenig in der Optik von einem Standard-Kinderwagen.

In der Regel hat ein Reha-Wagen diese Merkmale:

Größe einstellbar, ergonomisch & mitwachsend

Kinder mit Handicap brauchen zur Unterstützung einer gu- ten Sitzposition einen individuell anpassbaren Kinderwagen. Bei einem Reha-Wagen können z.B. Unterschenkellänge, Sitztiefe, Sitzbreite und Rückenhöhe genau an die Größe des Kindes angepasst werden. Das hilft den Kindern, stabil sitzen zu können. Die Anpassung des Reha-Wagens erfolgt parallel zum Körperwachstum und der Entwicklung des Kindes.

höhere Belastbarkeit, sehr stabil & robust

Standard-Kinderwagen sind meist nur bis 25 kg belastbar und nur so stabil wie nötig. Das reicht nicht aus für Kinder, die aufgrund ihrer Behinderung länger im Kinderwagen oder Buggy transportiert werden müssen. Darum sind Reha-Wagen und Reha-Buggys teilweise bis zu 50 kg belastbar und wiegen auch mehr. So können auch größere und schwere Kinder – oder Jugendliche – sicher unterwegs sein. Eine stabile Konstruktion ist auch wichtig für spastische Kinder, denn beim Einschießen in eine Spastik werden enorme Kräfte freigesetzt. Diesen Kräften muss der Reha-Wagen standhalten.

Positionierung im Sitz- und Rückenbereich

Kinder mit besonderen Bedürfnissen haben z.B. häufiger Probleme mit den Hüften, wenig Kraft im Oberkörper oder spastische Bewegungsmuster. Ein Reha-Wagen kann sich mit unterschiedlichsten Verstellungen darauf anpassen und so die Sitzmöglichkeiten der Kinder verbessern.

Halt für den Kopf durch Kopfstützen

Unterwegs, wenn der Boden holprig wird oder das Kind müde und schläfrig ist, ist ein sicherer Halt des Kopfes ganz wichtig. Gerade Kinder mit schwacher Kopfkontrolle brauchen eine gut anpassbare Kopfstütze.

abnehmbarer & drehbarer Sitz

Ein Reha-Wagen ist durch seine vielen Einstellmöglichkeiten in der Regel schwerer als ein Standard-Kinderwagen. Es ist darum wichtig und funktionell, dass die Sitzeinheit vom Untergestell abgenommen werden kann. Bei manchen Modellen lässt sich der Sitz auch ganz einfach umdrehen. So kann das Kind mal in Fahrtrichtung sitzen und mal mit Blick zur Mutter oder zum Vater. Wenn Sie da flexibel sein möchten, suchen Sie nach einem Modell, bei dem die Blickrichtung einfach ohne Werkzeug geändert werden kann.

Sitzposition ist einstellbar

Meistens kann der Rücken des Reha-Wagens so verstellt werden, dass das Kind in eine liegende Position gebracht werden kann. Außerdem ist der Sitz eines Reha-Wagens kantelbar. Das heißt, der Sitz kann komplett nach hinten geneigt werden. Beide Möglichkeiten sind z.B. wichtig, wenn das aufrechte Sitzen noch nicht lange gehalten werden kann, das Kind zwischendurch noch schläft oder z.B. bei Krämpfen immer mal wieder flach hingelegt werden muss. Auch Kinder, die beatmet werden, brauchen eine Liegeposition, z.B. bei SMA (Spinale Muskelatrophie).

Zubehör zur Positionierung & Anpassung

Gutes Sitzen und stabilen Halt ermöglicht verschiedenes Reha-Zubehör: Oberkörperbegurtung wie z.B. 5-Punkt-Gurt und Sitzweste, Pelotten, Abduktionsblock, Sitzhose, Therapietisch. Ein 5-Punkt-Gurt kann aber mehr bieten als nur stabilen Halt im Sitzen – auch für Kinder, die aufgrund ihrer geistigen Behinderung einfach aus dem Buggy springen und z.B. auf die Straße laufen könnten, bedeutet ein guter 5-Punkt-Gurt mehr Sicherheit.

Daniel Feick – Medizinprodukte-Berater und Reha-Trainer DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund)

„Kinder profitieren beim Sitzen im Reha- Wagen vom Schuhe tragen – auch wenn sie noch nicht laufen können. Stabile Schuhe über den Knöcheln oder auch Orthesenversorgungen geben Stabilität und sorgen dafür, dass die Kinder die Füße leichter und fester aufstellen können. Das ist eine grundlegende Basis, um gut sitzen zu können.“


Kind & Reha-Wagen
- Wie passt das richtig zusammen?

Das Kind in den Reha-Wagen setzen und los geht es, ist in den meisten Fällen nicht ausreichend. Der Reha-Wagen muss zum Kind passen – er muss an das Kind „angepasst“ werden. Darum kümmert sich der Therapeut Ihres Kindes. Er achtet dabei besonders auf Folgendes:

Beckenposition als Ausgangsbasis

Zuerst ist auf die Haltung des Beckens zu achten, da es der Schlüsselpunkt für die gesamte Körperhaltung und weitere Funktionen ist. Es ist daher wichtig, das Becken in aufrechter Position zu stabilisieren. Dazu wird das Kind mit geradem, gestrecktem Rücken ganz nach hinten an die Rückenlehne gesetzt. Das kann nur erfolgen, wenn die Sitztiefe der Sitzfläche dem Maß des Kindes entspricht. Ist die Sitztiefe zu lang, wird das Kind automatisch in einen runden Rücken sinken. Als Folge kippt das Becken nach hinten ab und der Po rutscht vor. Genau dies ist bei einer guten Anpassung nicht gewünscht. Ist das Kind mit aufgerichtetem Becken nach hinten auf die Sitzfläche gesetzt, sollte beobachtet werden, ob das Kind diese Position allein halten kann. Wenn nicht, dann sind Zubehörteile wie Sitzhose, Becken gurt usw. Möglichkeiten, es passiv dabei zu unterstützen.

seitlicher Halt & Führung

Auch die seitliche Führung darf nicht außer Acht gelassen werden. Rechts und links sollte das Becken Kontakt zur weiteren Stabilisierung und informellen Wahrnehmung erhalten. Jetzt, da das Becken die optimale Position und Führung hat, ist der Rumpf teilweise schon ganz allein in der Lage, physiologische Reaktionen zu zeigen. Dazu gehören Rumpfaufrichtung, Gleichgewichtsverhalten, verbesserte Kopfkon trolle oder koordinierte Muskelreaktionen.
Kostenlos einen Reha-Kinderwagen testen

Jetzt am Test teilnehmen – kostenlos & unverbindlich!

Besondere Kinder brauchen besondere Unterstützung. Ein Reha-Wagen oder -Buggy ist für viele Eltern deshalb ein Muss.

Doch das große Angebot sorgt schnell für Kopfzerbrechen. Findet heraus, welches Modell perfekt zu Deinem Kind und Eurer Familie passt.

Daniel Feick – Medizinprodukte-Berater und Reha-Trainer DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund)

Korrekte Anpassung als therapeutische Maßnahme

„Bei einer Streckspastik schießt das Kind ins Hohlkreuz, es liegen nur noch die Schulterblätter und Füße auf. Das Risiko einer Streckspastik kann mit der richtigen Anpassung verringert werden: Hüft-, Knie- und Fußwinkel werden mit Hilfe der Rücken-, Knie- und Fußstützeneinstellung in einen 90° Winkel oder spitzer eingestellt. Die Positionierung wird z.B. mit der passenden Begurtung erreicht. Die Sitzkantelung ermöglicht zusätzlich eine leichte Ruheposition.“

stabiler Halt des Oberkörpers

Nun sollte das Augenmerk bewusst auf die vorhandene bzw. nicht vorhandene Stabilität im Oberkörper des Kindes gerichtet werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die wir dem Kind zur verbesserten Haltung für das Training der Funktionen anbieten können. Hierzu dienen zum einen die Verstellmöglichkeiten der Sitzeinheit (in Sitzkantelung und Hüftwinkel) und zum anderen das Zubehör wie z.B. Thoraxpelotten, Brustgurt etc.

Bei der Wahl des Versorgungszubehörs sollte immer das Motto gelten: So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Die Leistungen, die das Kind bereits erbringen kann, müssen nicht noch von einem Hilfsmittel übernommen werden. Ein Beispiel: Hat das Kind eine gute Rumpfhaltung ist ein Hosenträgergurt nicht notwendig. Vielmehr sollte das Kind in den schwachen bzw. nicht vorhandenen Funktionen eine Unterstützung finden. Beispiel hierfür: Bei nicht ausreichender Rumpfstabilität sind Thoraxpelotten eine Unterstützung für das Kind.

Rückenhöhe

Eine angepasste Rückenhöhe ist wichtig, um bei dem Kind für Stützung und Halt im Rücken- sowie Kopfbereich zu sorgen.

Unterschenkellänge

(für Fußstützenhöhe)
Die Füße des Kindes sollten im 90°-Winkel auf der Fußstütze des Reha-Wagens stehen.

Sitztiefe

Damit das Kind möglichst stabil sitzt, ist es wichtig, eine optimal angepasste Sitztiefe anzustreben.

Sitzbreite

Je genauer die Sitzbreite passt, desto gerader sitzt das Kind im Reha-Wagen.

Welche Maße sind wichtig
– und warum?

Für einen passgenauen Reha-Kinderwagen sollten auch die Körpermaße des Kindes bekannt sein. Als Therapeut/in bzw. Elternteil ist es daher wichtig, sich mit dem Kind zu beschäftigen, d.h. es zu „vermessen“. Hier sehen Sie, welche Maße das sind, und wie Sie diese auswählen.

Rückenhöhe

Eine angepasste Rückenhöhe ist wichtig, um bei dem Kind für Stützung und Halt im Rücken- sowie Kopfbereich zu sorgen. Die obere Kante der Rückenlehne sollte mindestens auf Scheitelhöhe des Kindes sein, damit der Kopf gestützt ist. Bei einigen Reha-Wagen kann eine separate Kopfstütze gewählt werden. Dann reicht die Rückenlehne mindestens bis zur Unterkante Schulterblatt, für den Kopf wird eine individuelle Kopfstützenform gewählt.

Unterschenkellänge

Die Füße des Kindes sollten im 90°-Winkel auf der Fußstütze des Reha-Wagens stehen. Gemessen wird die Unterschenkellänge von der Kniekehle bis zur Fuß- bzw. Schuhsohle.

Sitztiefe

Damit das Kind möglichst stabil sitzt, ist es wichtig, eine optimal angepasste Sitztiefe anzustreben. Die Sitztiefe ist die verlängerte Rückenlinie bis ca. zwei Finger breit vor den Kniekehlen.

Sitzbreite

Je genauer die Sitzbreite passt, desto gerader sitzt das Kind im Reha-Wagen. Die Sitzbreite wird in der sitzenden Position auf Beckenhöhe von der Außenseite der Oberschenkel aus gemessen. Bei exakter Beckenführung hat das Kind ideale Voraussetzungen für die Oberkörperaktivität.
Der neue Kinderreha-Podcast

Ein besonderes Kind

Der neue Kinderreha-Podcast EIN BESONDERES KIND möchte Eltern von behinderten Kindern an die Hand nehmen und unterstützen.

Jetzt reinhören – jeden Samstag eine neue Folge!


Hoher Sicherheitsstandard
– zum Schutz der Kinder

Bevor ein Reha-Wagen oder Reha-Buggy von Kindern genutzt werden darf, muss er viele Tests von Prüfinstituten bestehen. „Feuer-Test“, „Kipp-Test“, „Crash-Test“ und viele mehr – so werden Reha-Wagen national und international auf den Prüfstand gestellt.

Für unsere Reha-Wagen und Reha-Buggys führen wir diverse Prüfungen zur Produktsicherheit durch. Je nach Land, in dem das Produkt vermarktet werden soll, unterscheidet sich der notwendige Prüfumfang. Einige Länder, wie z.B. Frankreich, schreiben die Prüfung nach ihrer eigenen landesspezifischen Norm vor. In anderen Ländern reicht die Prüfung nach einer europäischen Norm aus.

Stabilität, Dauerfestigkeit, Halt der Bremse, Kippsicherheit …

Insgesamt prüfen wir unsere Reha-Wagen in vier „Bereichen“. Zunächst wird Stabilität und Dauerfestigkeit des Reha-Wagen auf Herz- und Nieren geprüft. Auch werden z.B. der Halt der Feststellbremse auf einer schiefen Ebene, die Kippsicherheit des Reha-Wagens / -Buggys am Hang sowie die Informationen für den Benutzer und die Kennzeichnung des Produktes überprüft. Diese und viele weitere sicherheitsrelevante Aspekte werden gemäß den folgenden Normen geprüft:
  • EN 12182 Technische Hilfen für behinderte Menschen – Allgemeine Anforderungen und Prüfverfahren

  • EN 12183 Rollstühle mit Muskelkraftantrieb – Anforde rungen und Prüfverfahren

  • ISO 7176-1 Bestimmung der statischen Stabilität

  • ISO 7176-3 Bestimmung der Wirksamkeit der Bremsen

  • ISO 7176-5 Bestimmung der Grundmaße, der Masse und des Wenderaumes

  • ISO 7176-7 Messverfahren für Sitz- und Radmaße

  • ISO 7176-8 Anforderungen und Prüfungen für statische Festigkeit, Stoßfestigkeit und Dauerfestigkeit

  • ISO 7176-15 Anforderungen an Informationen, Doku mentation und Kennzeichnung

Crash-Test

Wir bieten unsere Reha-Wagen und /-Buggys in der Regel auch in der Ausführung „Crash“ an. Sie sind dann mit speziellen Befestigungsösen sowie zusätzlichen Sicherheitsschnäppern ausgestattet und für die Nutzung als Sitz in einem Motorfahrzeug freigegeben. In Deutschland werden Kinder für die Fahrt in Auto oder Kleinbus meist in einen Kinderautositz umgesetzt. Der Reha-Wagen / -Buggy wird dann gefaltet im Kofferraum verstaut. In anderen Ländern ist es aber durchaus üblich, das Kind in seinem Reha-Wagen / -Buggy in einen entsprechend ausgestatteten Kleinbus zu schieben und Reha-Wagen und Kind mit einem zugelassenen (Personen-) Begurtungssystem für die Fahrt zu sichern. Für diese Anforderungen haben wir die „Crash“-Variante entwickelt. Dass das Kind auch im Falle eines Unfalls im Reha-Wagen / -Buggy gut geschützt ist, überprüfen wir anhand von Crashtests nach den folgenden Normen:
  • ISO 7176-19 Rollstühle zur Nutzung als Sitz in einem Motorfahrzeug

  • ANSI/RESNA WC 19 Wheelchairs Used as Seats in Motor Vehicles

Die ISO 7176-19 wird in den meisten europäischen Ländern als Nachweis gefordert. Bei der ANSI/RESNA WC 19 handelt es sich um eine Norm speziell für die USA.

Vorbereitung zum Crash-Test:
Reha-Wagen EASyS Advantage ist mit angeschnalltem Dummy auf dem Testschlitten befestigt.

Risikoanalyse

Da es sich bei Reha-Wagen und Reha-Buggys um Medizinprodukte handelt, muss außerdem noch eine Risikoanalyse erstellt werden. Im Rahmen des Risikomanagements wird das Produkt hinsichtlich möglicher Risiken analysiert. Werden Risiken identifiziert, werden sie im Anschluss bewertet und Maßnahmen festgelegt, um diese Risiken zu beseitigen oder zu minimieren. Die Risikoanalyse wird gemäß der Norm DIN EN ISO 14971 durchgeführt.

Polster

Kinder mit Handicap verbringen teilweise viele Stunden am Tag in ihrem Reha-Wagen. Um sicherzustellen, dass vor allem Teile wie die Polster des Reha-Wagens/-Buggys keine gefährlichen Stoffe enthalten, werden diese auf Biokompatibilität nach DIN EN ISO 10993-5 geprüft.

Des Weiteren prüfen wir unsere Polster hinsichtlich der Schwerentflammbarkeit gemäß EN 1021-1 sowie EN 1021-2. Bei der Prüfung nach DIN EN 1021-1 werden die Polster mit einer glimmenden Zigarette in Kontakt gebracht, bei der Prüfung gemäß DIN EN 1021-2 dient eine mit einem Streichholz vergleichbare Gasflamme als Zündquelle.

internationale Tests

Um Hilfsmittel weltweit vermarkten zu können, müssen je nach landesspezifischer gesetzlicher Vorgabe zusätzliche Prüfungen nachgewiesen werden. Teilweise machen diese Landesvorgaben auch die Konstruktion weiterer Produktvarianten notwendig.
In den USA werden Kinder im Reha-Wagen in einem entsprechend ausgestatteten Behindertentransportwagen (BTW) befördert. Ähnlich wie bei Kinderautositzen muss auch hier eine andere Prüfnorm (ANSI/ RESNA WC 19) nachgewiesen werden, als z.B. in Europa. Solche Unterschiede findet man häufig direkt in der Gestaltung der Produkte.
Für die Reha-Wagen Vermarktung in Frankreich müssen wir zusätzlich die Produktsicherheit durch das französische C.E.R.A.H. Institut prüfen lassen. Es werden ähnliche Kriterien wie die zuvor genannten Normen geprüft.

Wenn das Produkt in allen Bereichen erfolgreich geprüft wurde, versehen wir es mit der CE-Kennzeichnung und bescheinigen die Konformität mit der Verordnung (EU) 2017/745 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. April 2017 über Medizinprodukte (MDR – Medical Device Regulation).

Erst wenn alle geforderten Tests erfolgreich bestanden sind und die entsprechenden Prüfzertifikate vorliegen, kann in Deutschland beim GKV-Spitzenverband (Gesetzliche Krankenversicherung) die Hilfsmittelnummer für den Reha-Wagen beantragt werden. Auch für die internationale Vermarktung von Hilfsmitteln müssen vor dem Verkaufsstart viele Zertifikate vorliegen.

CE-Kennzeichnung

Durch die Anbringung der CE-Kennzeichnung bestätigt der Hersteller, dass das Produkt den produktspezifisch geltenden europäischen Richtlinien entspricht. Anders als andere Industrieerzeugnisse müssen Medizinprodukte nicht nur sicher, sondern auch im Rahmen der vom Hersteller vorgegebenen Zweckbestimmung medizinisch-technisch leistungsfähig sein.

Wo wird der Reha-Wagen
im Alltag genutzt?

Damit der Reha-Wagen den Alltag für Kind und Eltern auch wirklich einfacher machen kann, muss er gut auf das Einsatzgebiet abgestimmt sein.

Einsatzort

Wenn der Reha-Wagen z. B. auf langen Strecken eingesetzt werden soll, muss er ideal auf das Kind einstellbar und bequem gepolstert sein. Beim Shopping in der Stadt dagegen ist einfaches Handling und der leichte Autotransport wichtiger.

Hier sind wir meistens unterwegs

Außenbereich, längere Strecken
Innenbereich (häusliches Umfeld / Institution)
in der Stadt, z.B. beim Shoppen
Ein Beispiel: Ein Kinderwagen, der hauptsächlich für Fahrten in der Stadt konstruiert ist (leicht, wendig, kleine Räder), ist auf unebenen Wegen oder in der Natur schwer zu schieben. Für den Außenbereich benötigt man große Räder, ein stabiles Fahrwerk und ein sicheres Bremssystem. Daher sind für die verschiedensten Ansprüche unterschiedliche Modelle auf dem Markt: Da gibt es Reha-Wagen, die besonders für mittlere und lange Strecken geeignet sind oder solche, die extra für unebene Wege konzipiert sind. Dann gibt es Reha-Buggys für Shopping, Reisen oder den Innenbereich.

Polsterung

Diese sollte für längere Strecken bequem und möglichst dick sein, so dass sich das Kind über mehrere Stunden wohlfühlt. Schrauben bzw. Verstellvorrichtungen dürfen nicht spürbar sein. Sollten Sie nur mal eben in die Stadt oder zum Einkaufen wollen, ist die Polsterung ein weniger entscheidender Faktor bei der Auswahl des Reha-Wagens.

Räder

Grundsätzlich gilt: Je größer die Räder, desto geländegängiger ist der Wagen!

Allerdings gilt dann auch: Je größer die Räder, desto weniger wendig ist er!

Außerdem sind große Räder häufig starr und nicht schwenkbar. Das heißt, bei jeder Kurve muss der Wagen vorne leicht angehoben werden. Das ist bei sehr kleinen, leichten Kindern noch in Ordnung, weil man nicht ganz so viel Kraft aufwenden muss. Reha-Wagen werden aber häufiger für mehrere Jahre benutzt und man sollte immer bedenken, dass die Kinder meist noch ziemlich an Gewicht zunehmen.

Kinderwagen mit Schwenkrädern sind deutlich wendiger und einfacher in Kurven zu lenken. Sie haben aber natürlich den Nachteil, dass schon leicht unebene Feldwege wirklich unbequem zu begehen sind. Ein guter Kompromiss und somit eine echte Alternative sind feststellbare Schwenkräder. Sie können in der Stadt und in Geschäften auf Schwenkmechanismus gestellt werden und „im Gelände“ fixiert werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Räder beim Zusammenfalten nur wenig Platz beanspruchen.

Rahmen

Die Konstruktion des Rahmens sollte auf jeden Fall vertrauenserweckend aussehen. Natürlich finden sich auch hier die Einsatzgebiete von robust für lange, unebene Wege bis besonders leicht für kurze Strecken mit wenig Beanspruchung wieder. Dies bedeutet, dass das Gewicht eines Reha-Wagens bzw. -Buggys mit der Zahl der Funktionen steigt. Die angebotenen Funktionen spiegeln sich in der Rahmenkonstruktion wider. So kann man sich als Faustregel merken: Mehr Funktion gleich mehr Gewicht, und umgekehrt.

Michael Krause – rehaKIND Fachberater

Federung

„Viele Kinder vertragen Erschütterungen nicht gut und bekommen dadurch auch häufiger Spasmen. Vorbeugend sollte der Reha-Wagen dann eine gute Federung haben, die für ein angenehmes Fahrgefühl sorgt und Erschütterung dämpft. Dabei hilft eine nicht zu weiche, leicht straffe Federung. Ist die Federung zu weich, entsteht ein „schwammiges“ Schiebegefühl und das Fahren z.B. über Bordsteinkanten wird schwerer. Durch zu lange Federwege wird die Fahrt für das Kind unruhig.“

Was macht einen
guten Reha-Wagen aus?

Haben Sie schon ein bestimmtes Reha-Wagen Modell im Auge? Diese Kriterien sollte ein guter Reha-Wagen erfüllen. So wird er zur echten Unterstützung im Alltag.

Anpassungsmöglichkeiten

Für die individuelle Anpassung und das Einstellen einer therapeutischen Sitzhaltung sollte der Reha-Wagen eine Reihe von Möglichkeiten bieten. Z.B. Verstellung von Sitztiefe, Sitzbreite, Rückenhöhe, Unterschenkellänge, Hüftwinkel ...

vielfältiges Zubehör

Achten Sie darauf, dass der Reha-Wagen durch Zubehör erweiterbar ist. Es bietet zusätzliche Anpassungs- und Positionierungsmöglichkeiten, mehr Sitzkomfort für das Kind und besseres Handling für Eltern. Bei einigen Reha-Wagen ist bereits das Grundmodell mit einer großen Zubehör-Auswahl ausgestattet.

Polsterung & Bezug

Eine kuschelige weiche Polsterung, besonders im Sitzbereich, bietet Kindern auch bei längeren Fahrten viel Komfort. Atmungsaktive Bezugsstoffe verhindern Schwitzen und sorgen so für entspanntere Kinder. Achten Sie darauf, dass die Bezüge abnehmbar und waschbar sind, es geht schnell mal etwas „daneben“.

hohe Stabilität

Den starken Belastungen auch durch schwere oder krampfende Kinder muss der Reha-Wagen gewachsen sein. Darum kann ein Reha-Wagen mit vielen Funktionen kein Leichtgewicht sein. Doch die Stabilität und Sicherheit geht hier vor.

Kippsicherheit

Liegt ein Kind im Reha-Wagen, verändert sich die Gewichtsbelastung auf das Fahrgestell. Kippgefahr droht, wenn der Reha-Wagen keinen passenden Ausgleich bietet.

einfaches Handling

Gar nicht so leicht mit den ganzen Hebeln und Schrauben. Schauen Sie sich genau an, wie die einzelnen Verstellmöglichkeiten funktionieren – von der Kopfstütze über die Sitzkantelung bis zur Fußstütze und Bremse. Nur wenn Sie die Funktionen bequem und schnell im Griff haben, nutzen Sie das Potential des Reha-Wagens für sich und Ihr Kind.

erfolgreiche Testungen & HMV-Nummer

Wählen Sie einen Reha-Wagen, der wirklich auf Herz und Nieren getestet wurde. Internationale Testvorgaben sind häufig noch strenger als die nationalen deutschen Vorgaben. Eine Hilfsmittel-Nummer (HMV-Nummer) weist darauf hin, dass das Produkt als Hilfsmittel von der Krankenkasse anerkannt und ins Hilfsmittelverzeichnis anfgenommen ist.

Design

Im Gegensatz zu den „Rohrmonstern“ aus der Anfangszeit sehen Reha-Wagen heute zum Glück chic und modern aus. Damit machen Shopping-Tour oder Ausflug doppelt Spaß. Wählen Sie die Stoff- und Farbausstattung, die Ihrem Kind und Ihnen am Besten gefällt.
Anette Detjen – Reha-Wagen Beratung

Wichtig für Eltern!

„Ganz wichtig, gerade für Eltern: Ein Abduktionsblock ist kein „Bremskeil“! Er wird auf Kniehöhe angebracht, nicht auf Höhe der Oberschenkel. Zum einen ist es schmerzhaft – vor allem für kleine Jungs – zum anderen führt die falsche Position des Abduktionsblocks zu mehr Spastizität.“


Einstellmöglichkeiten
& Funktionen von Reha-Wagen

Nachdem die wichtigsten Maße für das Kind notiert sind, folgt der nächste Schritt. Es muss fest gelegt werden, welche besonderen Einstellmöglichkeiten und Funktionen erforderlich sind, um dem Kind vollends gerecht zu werden. Diese Anpassungsmöglichkeiten bieten Reha-Wagen:

Liegeposition

Für Kinder, die schlafen möchten oder aufgrund ihrer Diagnose liegend transportiert werden müssen.

Drehbarer Sitz (face-to-face)

Kind kann nach vorne in Fahrtrichtung blicken oder direkt die Eltern ansehen, gut bei Krampfkindern oder ängstlichen Kindern geeignet.

Rückenwinkelverstellung

Ruheposition einstellbar und Sitzen mit offenem Hüftwinkel, wenn therapeutisch notwendig.

Sitzkantelung

Kippverstellung zur Entlastung von Wirbelsäule und Kreislauf, leichte Ruheposition.

mitwachsend

Für lange Versorgungszeiten und Wachstumsschübe ist die Rückenhöhe, Sitzbreite, Sitztiefe und Unterschenkellänge einstellbar.

höhenverstellbare Fußstütze

Einstellung der richtigen Unterschenkellänge für eine stabile Sitzposition.

Kniewinkelverstellung

Zur Hochlagerung der Beine und Einstellung einer Liegeposition.

verschiedene Modell-Größen

Optimale Versorgung und gewohntes Handling durch einfachen Wechsel zur nächsten Größe.
Michael Krause – rehaKIND Fachberater

Auf Stabilität achten!

„Achten Sie darauf, dass der Reha-Wagen auch in der Liegeposition noch kippsicher und stabil ist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Ihr Kind im Liegen mit dem Reha-Wagen nach hinten kippt! Es gibt Reha-Wagen, die einen speziellen Sicherheitsmechanismus am Sitz haben, der den Schwerpunkt beim Liegen verlagert. So besteht keine Kippgefahr mehr.“

Statuserhebung zur Bedarfsermittlung Hilfsmittel

Nutzen Sie für die Dokumentation einer Hilfsmittel versorgung den Erhebungsbogen von rehaKIND e.V.


Zubehör für individuelle
Anpassung & Komfort

Ist ein Reha-Wagen ausgewählt, stellt sich anschließend die Frage nach dem Zubehör. Ganz nach dem Motto „so wenig wie möglich aber so viel wie nötig“ ist es wichtig, dass das Zubehör die Bewegungspotentiale des Kindes unterstützt und vorhandene Fähigkeiten nicht einschränkt.

Beckengurt – einfache Positionierung des Beckenbereichs

Er verläuft waagerecht über die Leiste des Kindes nach hinten unten. Kinder, die eine recht gute Sitzposition halten können, sind damit ausreichend abgesichert. Bei vielen Reha-Wagen gehört ein Beckengurt zur Grundausstattung. Während der 2-Punkt-Beckengurt einen einfachen, sicheren Halt gibt, wird der 4-Punkt-Beckengurt an jeder Seite zusätzlich zur Seite nach unten befestigt. Das gibt extra Halt beim Sitzen.

Sitzhose – gepolsterte Positionierungshilfe für den Beckenbereich

Neben einer gepolsterten Führung des Beckens wird eine leichte Spreizung der Oberschenkel im Hüftgelenk möglich. Für eine bessere Sitzhaltung und gegen Überkreuzen der Beine. Die zwei Gurtschlaufen werden von der Mitte aus über Leiste bzw. Oberschenkel nach rechts und links geführt mit dem Zug nach hinten, unten.

Abduktionsblock – zur Führung der Oberschenkel

Abduktion bedeutet hier das Spreizen der Oberschenkel im Hüftgelenk. Benötigt ein Kind eine solche Abduktion, so kann dies durch eine Sitzhilfe – den Abduktionsblock – zwischen den Knien erreicht werden. Gleichzeitig wird unerwünschtes Überschlagen der Beine verhindert. Ein Abduktionsblock ist übrigens keine „Sitzbremse“, um ein nach vorne Rutschen zu vermeiden. Er wird auf Kniehöhe angebracht, nicht auf Höhe der Oberschenkel. Die stabile Sitzposition wird mit Sitzhose oder Beckengurt gehalten.

Weste – gepolsterte Führungshilfe für Rumpf bzw. Oberkörper

Eine Weste wird zur zusätzlichen Unterstützung eingesetzt. Sie bietet sicheren Halt im seitlichen Thoraxbereich, im vorderen Rumpfbereich und im Schulterbereich. Die Weste kann vorne leicht geöffnet und bequem an- und ausgezogen werden.

Thoraxpelotten – seitliche Stütze im Oberkörperbereich (Thorax)

Die Pelotten werden rechts und links vom Rumpf des Kindes angebracht. So wird es stabil gehalten und kann trotzdem die Arme frei und aktiv bewegen. Thoraxpelotten können in Höhe und Breite an das jeweilige Kind individuell angepasst werden.

Kopfstützen – zusätzlicher Halt für den Kopf

Je nach Krankheitsbild kommt es vor, dass das Kind seinen Kopf nicht alleine halten kann. Um seitliches Wegfallen bzw. Wegrutschen des Kopfes und dadurch entstehende Verletzungen zu vermeiden, werden Kopfstützen eingesetzt. Die Auswahl reicht vom einfachen Kopfpolster bis hin zu dreidiminsional verstellbaren Kopfstützen, die den Kinderkopf sicher halten und schützen.

Wetter- / Sichtschutz – schützt vor Wettereinflüssen und Reizüberflutung

Sonne, Wind, Regen, Kälte – wer an der frischen Luft unterwegs ist, braucht Schutz, um z.B. Erkältungen oder Sonnenbrand vorzubeugen. Für Kinder, die aufgrund einer Wahrnehmungsstörung äußere Einflüsse wie große Menschenmengen oder Geräusche schwer verarbeiten können, ist eine Rückzugsmöglichkeit wichtig. Unter einem Sichtschutz fühlen sie sich geborgen und können zur Ruhe kommen.


Die ersten Reha-Wagen in Deutschland – So fing es an

Bis in die 1970er Jahre gab es in Deutschland nur einige wenige Transportwagen für Kinder mit einer körperlichen Behinderung. Diese Wagen waren schwer und unhandlich, hatten teilweise einfach eine Holzplatte als Rücken. Auf komfortables Sitzen für die Kinder oder ein einfaches Handling für die Eltern wurde nicht geachtet.

Die ersten richtigen Reha-Wagen kamen Mitte der 1970er durch eine Initiative von Thomashilfen nach Deutschland. Jürgen Schlichting, Thomashilfen-Urgestein im Ruhestand und Reha-Wagen Berater der ersten Stunde, erzählt von den Anfängen.

Wie sind Sie damals auf Reha-Wagen für Kinder aufmerksam geworden?

Als ich Anfang der 1970er bei Thomashilfen startete, war ich gleich mit Hilfsmitteln in ganz Deutschland unterwegs. Viele Ärzte suchten da dringend Berater für Krankengymnasten und Eltern von behinderten Kinder. So hatte ich schnell den direkten Kontakt zu den Familien aufgebaut. Die habe ich dann deutschlandweit immer persönlich zu Hause besucht. Der Fachhandel machte damals eigentlich keine Beratungen vor Ort. Und dann sprachen mich die Eltern immer häufiger an, ob ich ihnen nicht mal vernünftige Reha-Wagen besorgen könnte ...

Woher kamen die ersten Reha-Wagen?

Für Kinder gab es nur einige schwere, unhandliche Transportwagen. Das waren ganz komplizierte Dinger, die wirklich nicht schön aussahen. Ich habe aber immer die Fragen der Eltern nach Alternativen im Kopf gehabt. 1974 sehe ich plötzlich auf einer kleinen Reha-Messe in Nürnberg einen Mann mit zwei Kinderwagen vorbeigehen. Genau sowas hatte ich mir vorgestellt. Dem Mann bin ich den Gang hinterhergelaufen und wir sind ins Gespräch gekommen. Er kam aus Schweden, wo die Gesundheitsvorsorge damals viel weiter war als hier in Deutschland. So habe ich gemeinsam mit den Schweden diese Reha-Wagen weiterentwickelt und nach Deutschland gebracht.

Wie ging es dann weiter?

Ich fuhr weiterhin direkt zu den Eltern und hatte nun auch endlich Reha-Wagen nach ihren Vorstellungen mit dabei. Die Eltern waren begeistert. Das bekamen natürlich irgendwann auch die Fachhändler spitz. „Da fährt einer rum und macht direkt Beratungen.“ So kam es ganz schnell soweit, dass ich nicht nur Direktberatungen machte und Reha-Wagen weiterentwickelte. Nun besuchte ich auch Fachhändler, die von mir geschult wurden. Alleine konnte ich die ganzen Nachfragen gar nicht mehr schaffen.

Was war den Eltern in dieser Zeit wichtig?

Einfache Bedienung, leichtes Zusammenfalten und die wichtigsten Einstellungen, ohne viel Firlefanz, das wollten die Eltern haben. Behinderung hin oder her – der Reha-Wagen sollte chic und formschön aussehen, auf keinen Fall einen „Behinderten-Look“ haben. Da hat sich natürlich im Laufe der Jahre viel getan, aber immer wieder haben wir die Reha-Wagen weiterentwickelt und den Eltern zugehört, was sie brauchen.


Kinderleicht mobil – Ein ganz normaler Freitag mit Reha-Wagen

Wie funktioniert ein Reha-Wagen eigentlich im Alltag? Für andere betroffene Eltern hat Sozialpädagogin Christina L. die Erfahrungen mit ihrem Sohn Paul festgehalten.

Paul ist ...

... ein neugieriges Kind. Auch wenn man ihm das nicht immer auf den ersten Blick ansieht. Während die Entwicklung unserer älteren Töchter ganz unauffällig verlief, fiel ihm vieles schwer: den Kopf heben, krabbeln, selbstständig sitzen. Von Anfang wirkte er irgendwie schlaffer und ermüdete schneller, als andere Kinder aus unserer Müttergruppe. Ich hatte deshalb schon relativ früh den Verdacht, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Die Diagnose ...

... Muskuläre Hypotonie erhielten wir schließlich mit neun Monaten. Seitdem tun wir als Familie alles dafür, Paul so gut es geht zu unterstützen. Er soll die Welt entdecken, wie jedes Kind. Wir möchten ihn stark machen für eine Zukunft, die er nach seinen Möglichkeiten selbst gestaltet. Weil Paul mit fast vier Jahren noch die Kraft fehlt, längere Strecken allein zu gehen, gehört sein Reha-Wagen dabei zu den wichtigsten Begleitern.

Ein normaler Freitag ...

... beginnt bei uns mit einem Frühstück und den Vorbereitungen für die Kita. Wenn der Fahrdienst 7.45 Uhr klingelt, steht der Reha-Buggy schon bereit, damit Paul überall mitmachen kann. Der Wagen wurde uns von unserem Kinderarzt empfohlen und hat sich im letzten dreiviertel Jahr sehr gut bewährt. In seiner integrativen Tagesstätte ist unser Jüngster ein Kind von vielen: Paul betrachtet mit seiner Freundin Lea gern die Bilderbücher in der Kuschelecke und liebt Ausflüge in die Natur. Mit Unterstützung der Betreuerinnen geht er dabei auch immer wieder kleine Strecken an der Hand. Besonders, wenn es in der Umgebung viel Neues zu entdecken gibt, ist Paul hoch motiviert. Der Reha-Buggy muss trotzdem mit, damit er sich zwischendurch ausruhen kann. Wir sind sehr froh, dass zudem noch zweimal pro Woche ein Therapeut zum Lauftraining in die Kita kommt. Pauls Körperkontrolle hat sich dadurch schon verbessert und wir merken, dass er langsam aber sicher immer aktiver wird.

Ein kleiner Zwischenstopp ...

... im Supermarkt ist dabei schon Ritual. Allerdings drehe ich dabei seit einiger Zeit den Sitz immer mit Blickrichtung nach hinten und zu mir. Zumindest kann mir Paul mit dieser Blickrichtung nicht mehr so schnell mit dem Arm die Regale leerfegen, was mir ansonsten schon passiert ist. Vor allem durch den Stauraum unter dem Sitz ist der Reha-Wagen zum Einkaufen generell wunderbar geeignet. Ich brauche nie einen Korb, sondern kann Kekse, Obst und Nudeln direkt in den Buggy packen.

Zurück zu Hause ...

... ist Paul wieder bestens gelaunt. Während unsere Älteste ihn mit auf den Spielplatz nimmt, habe ich endlich Zeit für eine Tasse Kaffee. Durch die stabile Bauweise und die weiche Federung des Reha-Wagens muss ich mir wegen der teilweise holprigen Wege in unserer Nachbarschaft keine Sorgen machen. Zudem hat unsere Große längst verstanden, wie sie mit dem Buggy problemlos auch kleinere Barrieren wie Bordsteine überwindet. Als ich sie eine Stunde später wieder abholen will, liegt Paul schon in seinem Reha-Wagen und schläft. Kein Wunder, nach den vielen Eindrücken der vergangenen Woche! Meine Tochter hat die hohe Rückenlehne schon in Liegeposition umgeklappt, damit er sich in den weichen Polstern richtig bequem einkuscheln kann. – Das Ende eines ganz normalen Freitags im Leben unseres kleinen Jungen.

"Unser Alltag ist sehr abwechslungsreich. Paul ist viel unterwegs – und sein Reha Wagen immer mit dabei."
Christina L.

Statuserhebung – Welche Hilfsmittel benötigt mein Kind?

Ein Bedarfsermittlungsbogen erleichtert Eltern, Betreuern und Versorgern die eindeutige Beschreibung und Dokumentation einer Hilfsmittelversorgung.

An einer Hilfsmittel-Versorgung und -Nutzung sind viele Akteure beteiligt. Um für die Entwicklung und Teilhabe des Kindes das bestmögliche Hilfsmittel für das jeweilige Umfeld zu finden, empfiehlt sich eine eindeutige Dokumentation und Beschreibung des Bedarfs.

Es werden z.B. folgende Informationen zusammengetragen:

  • allgemeine Informationen zum Kind
  • begleitende therapeutische Maßnahmen
  • Einteilung des Behinderungsgrades (z.B. nach GMFCS)
  • Körperfunktionen (physisch und psychisch)
  • Aktivitäten und Teilhabe

Die Klassifizierung der motorischen Beeinträchtigungen von Kindern mit Cerebralparese erfolgt in Anlehnung an das Gross Motor Function Classification System (kurz: GMFCS) der ICF. Das GMFCS-System beinhaltet fünf Stufen (Level). Die Einstufung erfolgt nach der Fähigkeit zu eigenständiger Mobilität und dem Bedarf an Hilfsmittel-Unterstützung. Eltern können bei der Einstufung mitwirken, da sie ihr Kind meist gut einschätzen können. GMFCS ist einfach und schnell angewendet, erfahrene Fachkräfte benötigen nur etwa 15 Minuten.

Stufe I

Freies Gehen ohne Einschränkung; Einschränkung der höheren motorischen Fähigkeiten.

Stufe II

Freies Gehen ohne Gehhilfen; Einschränkung beim Gehen außerhalb der Wohnung und auf der Straße.

Stufe III

Gehen mit Gehhilfen; Einschränkung beim Gehen außerhalb der Wohnung und auf der Straße.

Stufe IV

Selbstständige Fortbewegung eingeschränkt; Kinder werden geschoben oder benutzen E-Rollstuhl für draußen.

Stufe V

Selbstständige Fortbewegung selbst mit elektrischen Hilfsmitteln stark eingeschränkt.

Statuserhebung zur Bedarfsermittlung Hilfsmittel

Nutzen Sie für die Dokumentation einer Hilfsmittel versorgung den Erhebungsbogen von rehaKIND e.V.


Was ist die ICF
und warum ist sie so wichtig?

Grundlage einer Hilfsmittel-Versorgung sind nicht nur gesetzliche Vorgaben wie der Leistungsanspruch auf Hilfsmittel, Selbstbestimmung und Teilhabe im SGB XI. Bei der Begutachtung und Begründung von Hilfsmittel-Versorgungen muss die ICF berücksichtigt werden.

ICF bedeutet „International Classification of Functioning, Disability and Health“. (deutsch: „Internationale Klassifika tion der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit“) Die ICF ist eine Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die erstmals 2001 erstellt und herausgegeben wurde und als weltweit anerkannter Standard gilt. Sie beschreibt die aktuelle Funktionsfähigkeit, Aktivität und Teilhabe eines Menschen, um daraus Teilhabeziele, Fördermaßnahmen und Prozessempfehlungen abzuleiten.

Bedeutung der ICF für die Hilfsmittel-Versorgung

Hilfsmittel sollen den Erfolg einer Krankenbehandlung sichern, einer drohenden Behinderung vorbeugen oder eine Behinderung ausgleichen. Für die erfolgreiche Versorgung mit einem Hilfsmittel muss ein individuelles Versorgungskonzept für das Kind erstellt werden.

Dazu wird die Klassifizierung nach dem bio-psycho-sozialen Modell der ICF mit einbezogen. Dieses Modell beschreibt einen aktuellen Gesundheitszustand und die Wechselwirkung zwischen den Komponenten. Mit Hilfe der ICF wird beschrieben, was das Kind kann und welche Hilfe und Förderung es benötigt.

Zielsetzung: Hilfsmittel-Versorgung Reha-Wagen

Mit Hilfe der ICF-Klassifizierung wird z.B. eine Versorgung mit einem Reha-Wagen für Kinder beantragt. Die zielorien tierte Begründung der Versorgung ist immer besser, als später einen Widerspruch formulieren zu müssen. Ein Beispiel:

Gesundheitsproblem: Epilepsie, Hypotonie

Körperfunktionen und -strukturen:

  • starke Hypotonie im Rumpf ausgleichen
  • epileptische Anfälle reduzieren und vorbeugen, die durch Überreizung und Emotionen ausgelöst werden

Aktivität: beim Schulausflug in 4 Wochen aktiv dabei sein, möglichst ohne Anfälle

Teilhabe: Teilnahme an schulischen sowie privaten Aktivitäten, z.B. Ausflüge, Wandertage und Museumsbesuche

Umweltfaktor: barrierefreie Raum- und Ortswechsel im schulischen und privaten Alltag möglich, geeignetes Hilfsmittel (Rehawagen) mit Zubehör zum Schutz vor Umwelteinflüssen steht zur Verfügung

Personenbezogener Faktor: Stärkung der Selbstwahrnehmung, Wunsch nach Eingliederung und Sozialisierung in Gruppen erfüllen

Daniel Feick – Medizinprodukte-Berater und Reha-Trainer DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund)

Das Recht auf Teilhabe

„Immer wieder ist von dem Recht auf „Teilhabe“ die Rede, also dem „Einbezogensein in eine Lebenssituation“. Für Menschen mit Behinderungen besteht sogar ein gesetzlicher Anspruch auf Teilhabe im SGB IX und damit auch auf Hilfsmittel wie Gehtrainer. Denn diese fördern die Selbstbestimmung und das gleichberechtigte Miteinander am gesellschaftlichen Leben. Diese aktive Teilhabe ist ein wichtiger Baustein in der kindlichen Entwicklung.“

Unterschied zwischen
Reha-Wagen & Reha-Buggy

Manchmal ist es mit der genauen Bezeichnung einer Sache gar nicht so einfach: Es wird in den Regionen Deutschlands von Reha-Wagen (Reha-Karren) und Reha-Buggys gesprochen, doch gibt es wirklich Unterschiede? Und wenn ja, welche? Hier eine Einteilung:

Ein Reha-Buggy ...

... ist ein relativ einfacher Buggy für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Er bietet ein wenig Sitzkorrektur, Anpassung und Unterstützung, ist ansonsten aber vor allem für den Transport vorgesehen.

Dieser wird häufig eingesetzt für Kinder, die eigentlich ganz gut alleine sitzen können, aber z.B. auf weiteren Strecken noch nicht alleine laufen können oder schnell ermüden. Reha-Buggys können auch bei Kindern mit geistigen Behinderungen sinnvoll sein. (Z.B. weil diese Kinder aufgrund ihres Verhaltens oder ihrer schwachen Kondition beim Einkaufen in der Stadt ein Transportmittel brauchen.)

Wichtig!

Braucht Ihr Kind nur einen leichten Bug gy, ist es häufig in der Lage, das selbständige Ein- und Aussteigen zu erlernen. Das ist ab einer gewissen Gewichtsklasse enorm entlastend für die elterlichen Rücken. Sie sollten dann auf jeden Fall darauf achten, dass der Buggy die Voraussetzungen hat, um das selbständige Ein- und Aussteigen zu üben. Dies kann eine besonders feste oder auch eine abklappbare Fußstütze sein. Zur Sicherheit Ihres Kindes lassen sie es immer nur unter Aufsicht Ein- und Aussteigen und halten Sie den Buggy fest, um ein Kippen zu verhindern.

Ein Reha-Wagen ...

... ist aufwändiger gestaltet und bietet mehr Positionierungsmöglichkeiten als ein Reha-Buggy, wenn die Kinder etwas mehr Unterstützung beim Sitzen benötigen.

Dazu bietet er eine Vielzahl von Anpassungsmöglichkeiten, die das Kind beim Sitzen unterstützen und für eine gute Sitzposition sorgen. Zusätzlich gibt es zahlreiches Zubehör, um dem Kind Stabilität zu geben. Dies können Pelotten (stützende Hilfen), Gurte oder ähnliches sein. So sind auch längere Strecken und Sitzphasen für das Kind gut auszuhalten.

Reha-Wagen bieten teilweise auch die Möglichkeit, das Kind in eine Liegeposition zu bringen. Bei einigen kann der gesamte Sitz gekippt oder sogar abgenommen werden. Der Reha-Wagen kann so in zwei Teilen besser im Wagen transportiert werden. Auch die Drehung der Sitzeinheit in Fahrtrichtung oder mit Blick zu den Eltern ist bei einigen Reha-Wagen möglich.

Im Gegensatz zum Reha-Buggy ist der Reha-Wagen aufgrund seiner umfangreichen Ausstattung schwerer und stabiler gebaut.

Ein weiterer Unterschied

Weiterer Unterschied zwischen Reha-Wagen (Reha-Karre) und Reha-Buggy ist die Einordnung im Hilfsmittelverzeichnis (HMV) des GKV-Spitzenverbandes (Gesetzliche Krankenversicherung). So ist die Produktgruppe als Nummer aufgebaut: 18.99.01.1 oder 2

Gliederung: 18. ... (Kranken-/Behindertenfahrzeuge)
Definition mit Indikationsbereich: 99. ... (Ohne speziellen Anwendungsort/Zusätze)
Produktuntergruppen (nach § 139 SGB V): 01. ... (Reha-Karren/Buggys)
Produktartbeschreibungen: 1000-1999 Buggys / 2000-2999 Reha-Karren


FAQ - Häufige Fragen

Warum muss ich das maximal zulässige Körpergewicht des Kindes berücksichtigen?
Bitte beachten Sie stets das maximal zulässige Körpergewicht (Zuladung) für die Nutzung von Reha-Wagen. In der Gebrauchsanweisung oder auf dem Typenschild am Gestell des Reha-Wagens können Sie diese Angaben finden. Durch eine Überbelastung könnten Verbindungselemente brechen und zum Sturz des Kindes führen. Außerdem steigt die Gefahr, dass der Wagen kippen könnte. Bedenken Sie, dass neben Ihrem Kind auch der Inhalt von Korb, Ablageplatte oder Taschen mit zur Zuladung des Untergestells gehört.
Steigert ein Reha-Wagen die Mobilität des Kindes?
Kinder, für die ein Standard-Kinderwagen nicht passt, können in einem Reha-Wagen trotzdem aktiv am Alltag und Familienleben teilhaben. Reha-Wagen bieten Ihrem Kind eine optimale Position, um die Umwelt besser wahrzunehmen oder sich bei Bedarf zurückzuziehen und auszuruhen. Außerdem lassen sich so gemeinsam kurze Einkaufstouren aber auch lange Strecken problemlos zurücklegen.
Ist unser Reha-Wagen auch sicher?
Die Sicherheit muss vom Hersteller in vielen Tests nachgewiesen werden. Erst dann erhält ein Reha-Produkt ein CE-Kennzeichen und wird unter einer Hilfsmittelnummer im Hilfsmittelverzeichnis der Gesetzlichen Krankenkassen gelistet. Wird das Hilfsmittel weltweit angeboten, sind für viele Länder noch weitere Testungen vorgeschrieben. Erst wenn diese erfolgreich bestanden sind, darf der Reha-Wagen genutzt werden.
Von wem können Änderungen und Sonderanfertigungen am Reha-Wagen vorgenommen werden?
Änderungen sollten nur von geschultem Personal in entsprechenden Institutionen oder von z.B. Orthopädietechnikern beim Fachhandel vorgenommen werden.
Wie viele Jahre darf man Reha-Wagen benutzen?
Reha-Wagen sind zum Wiedereinsatz geeignet, d.h. Ihre Krankenkasse kann Ihnen auch einen gebrauchten Reha-Wagen zur Verfügung stellen. Reha-Wagen unterliegen aber einer außergewöhnlichen Beanspruchung. Sachgemäßer Gebrauch und regelmäßige Wartung verlängern die Nutzungsdauer Ihres Reha-Wagens. Genaue Auskunft zum Gebrauchszustand Ihres Reha-Wagens gibt Ihnen Ihr Reha-Fachhändler vor Ort.
Ab welchem Alter ist ein Reha-Wagen sinnvoll?
Dies ist von Kind zu Kind unterschiedlich und lässt sich nicht pauschalisieren. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass spätestens, wenn der Funktionsumfang und/oder die Größe eines Standard-Kinderwagens nicht mehr ausreichen, ein Wechsel zu einem Reha-Wagen vollzogen werden sollte.
Können wir als Eltern den Reha-Wagen selbst anpassen, wenn unser Kind einen Wachstumsschub hatte?
Wenn Sie merken, dass Ihr Kind größer geworden ist und nicht mehr gut im Reha-Wagen sitzt, können Sie die einfachen Einstellungen selbst ändern. Als Faustregel gilt z.B.: Die Oberkante der Rückenlehne sollte mit dem Scheitel abschließen, beim Sitzen sollten zwischen vorderer Sitzfläche und Kniekehle etwas zwei Finger breit Luft sein. Bei komplexeren Anpassungen berät Sie der Therapeut Ihres Kindes oder Ihr zuständiger Fachhändler.
Eignet sich ein Reha-Wagen als Vorstufe zum Rollstuhl für Kinder?
Kann das Kind den Rollstuhl später selbst antreiben und hat es den nötigen Überblick und das Gefahrenbewusstsein, um den Rolli zu steuern, ist der Reha-Wagen als Vorstufe geeignet. Bei starker Hypotonie („schlaffes“ Kind) oder Tetraspastik bleibt es dennoch oft beim Reha-Wagen. Mit Verdeck oder ähnlichem Schutz bietet er gegenüber dem Rolli eine Rückzugsmöglichkeit für Kinder, denen Umweltreize manchmal zu viel werden. Kinder, die sehr kurze Strecken alleine laufen können, werden mit Reha-Wagen oder -Buggy eher dazu motiviert, anstatt sich selbst „vorwärtszuschieben“.
Die Begurtung wird meinem Kind zu eng. Brauche ich einen größeren Reha-Wagen?
Viele Reha-Wagen sind mitwachsend und lassen sich im Sitz-, Rücken- und Beinbereich vergrößern. Auch Zubehör gibt es in verschiedenen Größen, ohne dass es gleich ein neuer Reha-Wagen sein muss. Sind alle diese Möglichkeiten ausgeschöpft, sollten Sie einen größeren Reha-Wagen in Betracht ziehen. Bei der richtigen Einschätzung unterstützt Sie der Therapeut Ihres Kindes und Ihr Fachhändler.
Warum sollte ich schwenkbare Vorderräder mit Lenkstopp verwenden?
Durch die schwenkbaren Vorderräder wird der Reha-Wagen sehr wendig und lässt sich auch auf kleinstem Raum problemlos manövrieren. Bei eher unwegsamem Untergrund werden die Vorderräder festgestellt, das erleichtert das Lenken und Schieben für die Betreuungsperson.
Mein Kind braucht bald einen neuen Reha-Wagen. Wie gehe ich vor?
Setzen Sie sich zur Auswahl des richtigen Hilfsmittels mit Ihrem Sanitätsfachhandel in Verbindung. Gemeinsam mit dem geschulten Fachpersonal werden die Bedürfnisse Ihres Kindes analysiert. Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihr Wunschmodell vor der Beantragung bei der Krankenkasse zu testen.
Muss ich etwas zum Reha-Wagen dazubezahlen, wie z.B. bei Reha-Autositzen?
Je nach Krankenkasse kann eine Zuzahlung fällig werden, wenn das Kind zum Zeitpunkt der Hilfsmittelbeantragung noch nicht 3 Jahre alt ist. Denn egal ob Behinderung oder nicht, für Kinder in den ersten Lebensjahren wird i.d.R. ein Kinderwagen angeschafft. Bei Kindern, die 3 Jahre oder älter sind, entfällt häufig diese Zuzahlung.
Kann ich mit dem Abduktionsblock verhindern, dass das Kind nach vorne rutscht?

Der Abduktionsblock ist keine „Sitzbremse“! Er wird auf Kniehöhe angebracht, nicht auf Höhe der Oberschenkel. Zum einen ist es schmerzhaft – vor allem für kleine Jungs – zum anderen führt die falsche Position zu mehr Spastizität. Wenn das Kind oft nach vorne auf dem Sitz rutscht, dann wird ein Beckengurt oder eine Sitzhose verwendet, um das Kind in einer guten Sitzpositon zu halten.

Mein Kind soll auch im Liegen noch etwas von der Umgebung mitbekommen und nicht nur in die Wolken starren. Wie kann ich dem Kind helfen?

Stellen Sie am Reha-Wagen eine Kombination von Sitzkantelung und Verstellung der Rückenlehne nach hinten ein. So liegt das Kind relativ flach und auch der Kopf liegt gestützt, das Kind kann aber trotzdem noch nach den Seiten schauen.

Was muss ich beachten, wenn der Reha-Wagen oder -Buggy als Sitz im Fahrzeug verwendet werden soll?

Nicht jeder Reha-Wagen/-Buggy ist als Sitz in einem Motorfahrzeug geeignet und vom Hersteller zugelassen. Bitte berücksichtigen Sie dies unbedingt bei der Auswahl. Häufig werden Reha-Wagen/-Buggys auch in zwei Varianten angeboten: Als Crash-Version mit Anbindungspunkten zur Befestigung im Fahrzeug oder als Standard-Variante, die nicht für die Fahrzeugnutzung ausgestattet und zugelassen ist.

Warum können meine vollen Einkaufstaschen für mein Kind im Reha-Wagen gefährlich werden?

Immer wieder werden volle (Einkaufs-)Taschen an die Schiebegriffe von Kinderwagen gehängt. Dabei wird leider nicht bedacht, dass dies die Kippgefahr immens erhöht: Gerade am Schiebegriff befestigte Taschen hängen deutlich höher als der Schwerpunkt der Karre, noch dazu an einem langen Hebel. Zur Sicherheit Ihres Kindes sollten Sie daher Einkäufe o.ä. stets in den vom Hersteller vorgesehen Ablagetaschen / Körben verstauen und unbedingt die max. Zuladung beachten.